Per Bahn an den Polarkreis zur Ruska in Rovaniemi
Wer außerhalb der Hauptsaison reist, macht oftmals unerwartete und wundervolle Entdeckungen. Hier berichtet Anja Keddig-Voll von einer Entdeckungstour in den herbstlichen Norden Finnlands.
Meine Bekanntschaft mit Skandinavien begann 2011 mit einer Busrundreise. Über Dänemark ging es nach Schweden. In Finnland hoch Richtung Norden. In Norwegen vom Nordkap zurück bis nach Oslo. Ein bisschen dies, ein bisschen das. Einfach mal, um einen ersten Eindruck von den Ländern zu bekommen. Aber mir war sofort klar: Das reicht mir nicht! Skandinavien ist so schön, das will ich mir genauer ansehen.
Finnland: Wälder und Seen
Im Herbst 2022 war es so weit. Ich hatte drei Wochen Zeit und habe mir zuerst Finnland ausgesucht. Das Land, von dem ich bisher am wenigsten wusste. Natürlich hatte ich im Durchfahren die weiten Wälder gesehen. Viele davon kilometerweit aus Birken, licht und zart. Einsame Natur. Und eine schier unendliche Zahl von malerisch schönen Seen. Da hätte ich aus dem Bus aussteigen und einfach loswandern mögen!
Und sonst?
Aber was gibt es in Finnland sonst noch? Konnte es zum Beispiel wirklich sein, dass die Stadt Rovaniemi nur aus dem „Santa Claus Village“ am Polarkreis besteht? Aus Parkplätzen voller Reisebussen? Aus einer Ansammlung von Hütten, in denen Touristen auch im Juni Weihnachtssouvenirs kaufen können? Aus einer dekorativen Holztafel, an der man sich „am Polarkreis!“ fotografieren lassen kann?
Ruska am Fluss Kemijoki in Rovaniemi
Aber das Allerschönste und Beeindruckendste von Rovaniemi ist für mich der Kemijoki. Ein mächtiger, breiter Fluss. Der längste Finnlands, der von Savukoski im Osten über 550 km bis nach Kemi fließt, wo er in die Ostsee mündet. Ein „majestätischer Strom“, das ist wohl die beste Beschreibung für den Kemijoki. Und ich hatte einfach unglaubliches Glück, ihn in der wohl (zumindest für mich) schönsten aller Jahreszeiten kennenzulernen: im Herbst.